Positive Erlebnisse in den Fokus stellen

Katrin Eger ist ausgebildete Arzthelferin, Gesundheits- und Krankenpflegerin sowie Praxisanleiterin und seit 1. Juni stellvertretende Pflegedirektorin am Krankenhaus St. Barbara Schwandorf.

Michael Vogl

Michael Vogl

Michael Vogl

Herzlich Willkommen in Schwandorf! Was begeistert Sie an der Pflege?
Es gefällt mir wahnsinnig gut, dass sich die Arbeit in der Pflege so abwechslungsreich gestaltet. Zum einen gibt es die unterschiedlichsten Tätigkeiten zu verrichten, die einen sowohl körperlich als auch geistig herausfordern. Zum anderen hat man natürlich ständig mit Menschen zu tun, auf die es individuell einzugehen gilt: in der Auswahl der pflegerischen Gestaltungsmöglichkeiten, aber auch im zwischenmenschlichen Miteinander. Es hat mich von Anfang an begeistert, wie kreativ man dabei werden und sich weiterentwickeln kann – oder manchmal auch muss (schmunzelt). Vor allem aber war es das Gefühl, etwas zutiefst Sinnvolles zu tun, Pflegende im Genesungsprozess zu begleiten und zu unterstützen, aber auch zu fordern. Das hat mir schon immer gut gefallen.

Hat Sie die Arbeit als Mensch verändert?
Ein Stück weit ja. Ich bin konsequenter geworden. Man bekommt eine differenzierte Sichtweise auf das Leben, vielleicht auch dahingehend, was man im Leben selbst noch erreichen möchte. Durch meine Ausbildung als Arzthelferin und zehn Jahre auf der interdisziplinären Aufnahmestation Station 10 bei den Barmherzigen Brüdern Regensburg habe ich so alle Facetten des Pflegeberufs vom ersten Tag an kennengelernt, in alle Fachrichtungen Einblick erhalten und schätzen gelernt. Ich war im ganzen Haus vernetzt, was mir zu Gute gekommen ist, als ich in die Pflegedirektion gewechselt bin. In der Zusammenfassung sind es aber die Wertschätzungen und positiven Rückmeldungen, die man von Patient:innen bekommt, die einen in der Zufriedenheit stärken.

Welche Themen beschäftigen Sie als stellvertretende Pflegedirektorin am Krankenhaus St. Barbara?
Meine Hauptaufgabe, neben der Stellvertretung von Frank Hederer, wird die Betreuung der Praxisanleiter:innen sein – die Ausbildung sowie Anerkennung von ausländischen Fachkräften, deren 
Fort- und Weiterbildung als Gesamtpaket. Praxisanleiter:innen fungieren als Bindeglied zwischen Theorie und Praxis. Zukünftig stehe ich in regelmäßigem Kontakt mit der Schulleitung, den Lehrkräften und den Praxisanleiter:innen. Dadurch können verschiedenste Informationen zwischen Berufsfachsschule und praktischem Einsatzort zügig ausgetauscht werden. Sind Theorie und 
Praxis gut vernetzt, können die Auszubildenden auch entsprechend gefördert und damit der Ausbildungserfolg sichergestellt werden. Ich persönlich empfand „Anleitungssituationen“ für meine Weiterentwicklung als enorm wertvoll und motivierend. Und so war es mir nach dem Examen ein Anliegen, ebenfalls ein guter Begleiter für unsere Pflegeschüler:innen zu werden und ihre Freude an Ausbildung und Beruf zu fördern und das von Anfang an. 

Schüler:innen sind die Mitarbeiter:innen der Zukunft. Haben junge Leute noch Interesse am Pflegeberuf?
Ich glaube, dass einige junge Leute keine Lust mehr haben. Wenn man das Bild von außen sieht, stellt sich die Lage negativ dar. Die positiven Dinge stehen nicht mehr im Vordergrund. Corona hat das verschärft. Wir müssen Aufbauarbeit leisten und die bereichernden Erlebnisse wieder in den Fokus stellen. Die Pflege hier in Schwandorf ist gut aufgestellt, aber natürlich ist die Kapazität auch noch ausbaufähig, wie in anderen Häusern auch. Wir haben deshalb auch allen Auszubildenden ein Übernahmeangebot unterbreitet, die Ende Juli ihr Examen machen werden. Zusätzlich möchten wir junge Menschen für ein Praktikum gewinnen.

Warum sollten sich Schüler:innen für einen Ausbildungsberuf in der Pflege entscheiden?
Die meisten sagen im Vorstellungsgespräch, dass sie helfen wollen. Das können Sie auch. Pflege geht mit der Zeit. Es ist ein modernes Berufsfeld mit unzähligen Spezialisierungs- und 
Entwicklungsmöglichkeiten. Und: Sie müssen keine Sorge haben, dass der Beruf in einigen Jahren nicht mehr existiert. Unsere Gesellschaft kann nicht auf professionelle Pflege verzichten. Für 
mich ist es immer noch der schönste Beruf von allen!

Was denken Sie, wie schaut die Pflege in 25, 50, 100 Jahren aus? Können Maschinen und Roboter den Menschen nicht doch ersetzen?
Maschinen können den Menschen nicht ersetzen, Robotik kann aber die Pflegekräfte entlasten. Aktuell liegt der Fokus der Unternehmen deshalb auf praxistauglichen oder -nahen Lösungen für konkrete Aufgaben. Auf lange Sicht werden Vernetzung, Datenanalytik und Robotik aber fast alle Prozesse in den Kliniken weitreichend verändern. Ich könnte mir in einem zukunftsnahen Szenarium gut vorstellen, dass Betten sitzend gestellt werden können, oder dass die Glockenanlage als Textbaustein, Sprachnachricht oder Gegensprechanlage aufs Stationshandy geht.

Was wünschen Sie den Pflegenden an unserem Haus?
Ich wünsche allen gute Arbeitsbedingungen. Als stellvertretende Pflegedirektorin sehe ich mich dabei als Bindeglied. Ich wünsche mir, dass ich zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Pflege einen großen Beitrag leisten kann. In Schwandorf haben wir ein gutes Stationsleitungsteam, woran ich mit Freude anknüpfen möchte. Bindeglied zu sein heißt aber auch immer, 
einer gewissen Spannung ausgesetzt zu sein. Man weiß um die verschiedenen Verantwortlichkeiten und Interessen, aber auch um die Herausforderungen aller Beteiligten, kann sich in sie 
einfühlen und sie nachvollziehen. Ich freue mich auf diese Herausforderung!

__________________

Michael Vogl