Beruf und Ausbildung
Hier muss ich etwas ausholen, denn ein klassischer Ausbildungsberuf ist es nicht: Man kann nicht direkt nach dem Schulabschluss Seelsorger:in werden. Es ist eher eine Berufung, die man spüren muss, glaube ich. Ich speziell wusste schon immer, dass ich mit Menschen arbeiten möchte und hab mir diesbezüglich als erstes das Studium der Religionspädagogik ausgesucht. Ich war schon immer ein gläubiger Mensch und mir ist auch sehr wichtig, Glaube an andere Menschen weiterzugeben. Aber genauso früh habe ich bemerkt, dass ich keine Religionslehrerin bin und wollte stattdessen in die Krisen der Menschen hinein um ihnen da ganz nah zu sein. Deswegen habe ich noch Psychologie studiert, um mehr über den Menschen herauszufinden und gemerkt, dass ich dort auch vollkommen falsch bin. Ich bin eher ein praktischer als ein wissenschaftlich denkender Mensch! Also diese Kombination aus Religion, Psychologie und meiner Zusatzausbildungen in Hospizarbeit, Gesprächsführung und Sterbebegleitung, die hat für mich genau gepasst und so kam ich zum Beruf der Seelsorgerin. Heute muss ich sagen, ist es mein absoluter Traumberuf!
Mein Arbeitsort ist...
…das Krankenhaus in seinem ganzen Umfang. Angefangen bei meinem Büro unten bei der Kapelle. Dort bin ich zwar ansprechbar, aber fast nie anzutreffen, außer ich dokumentiere gerade am PC. Ansonsten bin ich überall im Haus auf den Gängen, auf den Stationen, in den Zimmern bei den Patient:innen, wo ich zum Beispiel Krankenkommunion austeile oder Segen spenden darf. Aber auch wo ich gebraucht werde – sowohl im Aussegnungsraum als auch am Altar. Und dann natürlich überall da, wo es sich mit Kolleg:innen ergibt, und das kann am Kiosk, im Büro oder ganz woanders sein. Sie können mich überall ansprechen!
Beispielhafte Tätigkeiten
Krankenkommunion, Andachten, Dokumentation sind eher Nebentätigkeiten. Die Haupttätigkeit ist vielmehr die Seelsorge am Bett vorwiegend. Wir machen sehr viel Sterbebegleitung schon allein aus dem Grund, dass wir viele ältere Patient:innen hier haben. Da zählt auch die Begleitung der Angehörigen. Meine Tätigkeit erstreckt sich vom einfachen Gespräch, das kann aber auch tiefer gehen, bis dahin dass ich ein Ritual, wie beispielsweise einen Segen spenden kann. Und das passiert vom Babyalter bis zum Sterbealter mit allem was dazwischen ist – alle Krankheits- und Schicksalsfälle, die hier im Haus tagtäglich passieren. Da bin ich – wenn gewünscht – da.
Besondere Anforderungen für meinen Beruf
Gutes Zuhören – weniger das Sprechen, mehr das Zuhören, weil es einfach um den anderen geht und nicht um mich selbst. Das Aktive Zuhören ist glaube ich die wichtigste Fähigkeit, die man als Seelsorgerin braucht: zu merken, was steckt denn hinter den Worten, was möchte der Mensch mir eigentlich sagen? Dann vor allem auch Zeit, die man mitbringen muss und das Gespür dafür, wo es jetzt gerade wichtig ist, denn Zeit hat man oft leider nicht so viel. Prinzipiell bin ich der Meinung, dass jeder Seelsorge könnte – aber man muss ganz viel an sich selbst arbeiten und Reflexionsarbeit leisten. Das ist nicht einfach und viel Arbeit.
Und nicht zuletzt: Flexibilität! Ich weiß nie, was mich am Tag erwartet.
An meinem Beruf mag ich besonders...
…dass ich so viele unterschiedliche Menschen kennenlerne – und zwar wirklich kennen lerne. Es berührt mich, was die Menschen begeistert, wofür sie leben, oder was sie schon durchgestanden haben. Das ist ein unglaubliches Geschenk: Menschen zu sehen, wie sie mir Vertrauen entgegenbringen.
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Johanna Foitzik, Presse und Öffentlichkeitsarbeit